Es ist jetzt Ende Oktober – und wenn man in der Altenpflege arbeitet, sieht man nun so langsam, was jetzt
ganz Deutschland droht.
Seit einigen Wochen gibt es vermehrt Ausbrüche in Altenheimen. Bei den Ausbrüchen versterben in der Regel von 6% bis zu 10% der im Haus lebenden Bewohner. Man kann definitiv davon ausgehen, dass die Ausbrüche nicht Schuld der Heime sind. Unter anderem aufgrund der Nähe zu Personen, die Pflege erfordert, ist eine effektive Verhinderung von Infektionen durch das vorgeschriebene Schutzmaterial nicht möglich. Ob es ein Heim erwischt oder nicht, hängt eigentlich nur vom Zufall und
von der Infektionslage am Wohnort der Arbeitskräfte oder der Besucher ab. Testkapazitäten wurden für alles mögliche genutzt, aber nicht für die Altenpflege. Die Covid-19 Schnelltests, von denen in den Medien gesprochen wird, werden erst ab Anfang November wirklich zum Einsatz kommen. Eine einigermaßen zeitnahe Erkennung eines Ausbruchs in den Heimen ist damit bis November noch so ziemlich unmöglich. Ob sich an der Lage sehr viel ändern wird, wenn diese Tests eingesetzt werden, ist fraglich. Ich sage das, weil ich einen Einblick habe, wie diese Tests dann in Zukunft wohl eingesetzt werden. Des Weiteren sind wir erst in der Anfangsphase dieser
Saisonal abhängigen Pandemie. Infektionszahlen und die Zahl schwerer Fälle wird sich bis in den Januar hinein jetzt erhöhen.
Aus meiner dreißigjährigen Erfahrung in der Altenpflege weiß ich, dass die Wahrscheinlichkeit jetzt immer größer wird, dass es wirklich jedes Heim mit 10% oder mehr Toten erwischt, die vorher in ein Krankenhaus kommen werden, und dort bis zu 3 Wochen behandelt werden müssen.
In den Altenheimen leben etwa 900000 Menschen. Nimmt man an, das etwa 5% davon in die Krankenhäuser kommen, sind das 45000 Menschen, die für etwa 3 Wochen (oder länger) die Krankenhausbetten blockieren werden (oder blockieren könnten). Zur Zeit sind etwa 8000 Intensivbetten noch frei – die kann man aber nur versorgen, wenn man Pflegekräfte von anderen Stationen abzieht. Das wurde bereits im März so gemacht und betraf auch einen Angehörigen von mir. Die Zahl 45000 bezieht sich nur auf die Heimbewohner, nicht auf andere Risikogruppen, die zusätzlich in die Krankenhäuser kommen könnten.
Es droht also eine absolute Überlastung der Krankenhäuser. Das heißt, sind diese Personen erst mal mit Covid-19 im Krankenhaus, können andere Personen, die zusätzlich kommen, nicht mehr versorgt werden. Was droht also:
- Kinder mit Blinddarmentzündung können nicht mehr im Krankenhaus versorgt werden und werden sterben
- Nach einem Unfall schwer verletzte Menschen können im Krankenhaus nicht mehr versorgt werden und werden sterben.
- Menschen mit offenen Knochenbrüchen können im Krankenhaus nicht mehr versorgt werden und werden sterben.
- Menschen mit Herzinfarkt können im Krankenhaus nicht mehr versorgt werden und werden sterben.
- ….
Das ist keine Schwarzmalerei, sondern realistisch.
Aber – wird das wirklich passieren? Mit ziemlicher Sicherheit
NEIN!
Bevor das passiert, werden drastische Maßnahmen ergriffen werden. Diese Maßnahmen werden Arbeitsplätze ohne Ende kosten und unser Land weiter belasten!
Je mehr Leute meinen, Masken nicht tragen zu müssen, je mehr Leute meinen, unbedingt Partys und Feste feiern zu müssen, je mehr Leute meinen, unbedingt verreisen zu müssen, je mehr Leute meinen, ihre Kontakte nicht reduzieren zu müssen – um so mehr Arbeitsplätze wird es kosten und um so schlechter wird es uns allen gehen. Je höher die Infektionszahlen steigen, um so geringer wird die Wahrscheinlichkeit sein, dass es ein Altenheim nicht erwischt und um so drastischer werden die Maßnahmen sein, um den Verlauf irgendwie einigermaßen zu bremsen.